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Podcast-Folge

Mit Online-Marketing zum Local Hero werden. Interview mit vit:bikes Gründer Markus Unger.

Mission Local Hero Markus Unger

Wie wird man zum Local Hero durch Online-Marketing? Das weiß und beweist Markus Unger. Er selbst hat mit vit:bikes in den letzten Jahren eindrucksvoll gezeigt, wie sich Online und Offline sinnvoll kombinieren lassen. Mit u.a. knapp 90.000 YouTube Abonnenten ist er mittlerweile der Local Hero der Fahrradbranche in München und Berlin geworden. In dieser Episode gibt er sein Wissen weiter und teilt seine inspirierende Geschichte, wie er seinen kleinen Fahrradladen mittlerweile in ganz Deutschland bekannt gemacht hat und zeigt, was auch Ärzte und Zahnärzte davon lernen können.

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MARKUS UNGER

vit:bikes
👉 https://vitbikes.de

MISSION LOCAL HERO
👉https://www.mission-localhero.de/

INTERVIEW MIT SASCHA MAYNERT
👉 https://missionlocalhero.podigee.io/16-praxismarketing-digital

BUCHEMPFEHLUNG
👉 https://praxismarketing.digital/blueocean-strategie


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Aus dem Inhalt dieser Episode:

Interview mit Markus Unger

Im Interview mit Markus Unger – einem Gast, der auf den ersten Blick gar nichts mit Zahnärzten und Ärzten zu tun hat. 

Sascha Maynert: Markus Unger hat als Aushilfe in einem Fahrradgeschäft angefangen – heute hat er mittlerweile ein Imperium aufgebaut rund um um seine Expertise im Fahrradbereich, aber mittlerweile hilft er auch vielen anderen Unternehmen und Dienstleistern, vor allem denen die auch lokal agieren. Wir werden ein bisschen in seine Geschichte einsteigen und schauen was er so an Input mitbringt. Wir starten mit einer vielleicht ungewöhnlichen Vorstellungsfragen: was wäre aus dir geworden, wenn du damals mit deinen Großeltern nicht im Fahrradgeschäft vorbeigekommen wärst?

Markus Unger: Ich wäre wahrscheinlich bei der Bundeswehr gelandet, als studierter Wirtschaftsingenieur. 

Sascha Maynert: Oh okay, das ist ja spannend, damit hätte ich gar nicht gerechnet. Wenn man sich dein Leben ein bisschen anschaut, im Netz  – das Netz hat ja da einiges auch über dich preiszugeben, da liest man sehr viel, man kann von deinen Hobbys lesen, wo ich überrascht war, was du alles schon gemacht hast, von Karate bis ich weiß nicht was. Aber vor allem wollen wir heute mal über deinen Weg sprechen, der sich indirekt auch aus diesem Besuch im Fahrradgeschäft damals mit deinen Großeltern entwickelt hat. Magst du uns auf die Reise mitnehmen, dass du da ein bisschen zufällig in dieser Fahrradbranche reingeraten bist, also was ist da genau passiert und wo stehst du heute? 

Markus Unger: Die Reise hat damit angefangen, dass ich mir mit 15 Jahren ein Fahrrad kaufen wollte, mit meinen Großeltern zusammen und habe ein bisschen recherchiert. Ich bin auf ein Fahrrad gestoßen, auf einen Highbike Dirt, ein Fahrrad mit dem man springen konnte und jumpen konnte und habe mir den nächsten Händler gesucht und er war bei mir in der Nähe gar nicht weit weg. Dann haben meine Großeltern gesagt, dass sie auch ein Fahrrad suchen, jeder eins und dann sind wir zu dritt aufgelaufen und haben drei Fahrräder gesucht. Und dann habe ich mich gut verstanden mit dem Inhaber, das war so ein kleiner Laden in einer Sackgasse. Wir haben dann ein bisschen gedealt und guckt und dann kam so die scherzhafte Frage auf, ob ich mir nicht vorstellen könnte. als Verkäufer bei ihm anzufangen. Und dann habe ich gesagt, ja Verkäufer kann ich mir vorstellen, ich kann anfangen. Aus dem Spaß wurde dann ernst und zwei Wochen später habe ich dann in der Tat dort erstmal reingeschnuppert, weil ich war noch keine 16. Und dann habe ich als Aushilfe in der Werkstatt angefangen und habe dort Fahrräder geschraubt. Das war so der Start des Ganzen, das hat dann richtig Spaß gemacht, ich hatte auch viele Freiheiten. Es gab eine Situation ein paar Monate später, wo die Frage im Raum stand, entweder machen wir den Laden mal kurz zu für ein Wochenende oder ich bleibe alleine im Laden, weil die Frau des Inhabers ein Kind bekommen hat und er ins Krankenhaus musste. Ich mit meinen 16 Jahren meinte dann: Klar, kein Problem, mache ich. Und dann stand ich ,3-4 Monate nachdem ich erst angefangen habe, in dem Laden drin und hatte echt keine Ahnung, aber ich habe die drei Stunden rumbekommen .

Sascha Maynert: Wenn wir jetzt von der Ausgangslage einen Sprung machen: Wo bist du heute?

Markus Unger: Der Fahrradladen von damals gehört mir jetzt, der ist ein bisschen größer geworden mittlerweile, der Standort ist größer geworden und ist ein Teil von 2 Fahrradläden, die mir gehören und die sind ein Teil von einem etwas größerem Unternehmen, das hauptsächlich Marketing macht für Fahrradgeschäfte, Coaching für Fahrgeschäfte und unter anderem ein Lizenzsystem, eine Art Franchise-System betreibt und da gehören Tag heute zwei weitere dazu und wenn es so weitergeht, dann gehören bis zum Ende nächsten Jahres noch mehr dazu. Was machen wir –  wir sind sehr stark im Online-Marketing, wir haben einen YouTube Kanal, einen großen Facebook Kanal, wir machen Marketing für unsere Fahrradgeschäfte und für fremde Fahrradgeschäfte und wir coachen andere Fahrradgeschäfte. Und das machen wir auch noch für lokale Dienstleister und Einzelhändler, also sozusagen habe ich eine Digital Marketing Agentur und ein Fahrradgeschäft und wir machen auch noch Coaching für andere Dienstleister, die Online Gas geben wollen. 

Sascha Maynert: Das hört sich ja so ein bisschen an wie diese Geschichte in Amerika, vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Fahrradschrauber zum Multiunternehmer. Wir haben uns ja vor zwei Jahren auf einem gemeinsam Event kennengelernt, wo wir uns beide weitergebildet haben. Wir saßen nebeneinander und ich habe damals auch überhaupt nicht diesen Bezug verstanden, mit dem Fahrradgeschäft und YouTube und dann hast du mir mal gezeigt, was du da machst und auf einmal habe ich damals, also vor zwei Jahren einen YouTube Kanal gesehen mit 20.000 Abonnenten  – das war vor zwei Jahren, heute ist der Kanal auch ein bisschen gewachsen. Magst du mal ein bisschen erzählen, wie es zum Thema YouTube kam und welche Rolle das vielleicht auch gespielt hat für deinen Weg in dieser ganzen Geschichte, von der Aushilfe zum Chef und hinterher jetzt auch Multiunternehmer.

Markus Unger: Es fällt mir auch immer noch schwer zu sagen, was mache ich eigentlich – ich würde mich irgendwie immer noch als Fahrradhändler bezeichnen, aber eigentlich ist es mittlerweile ein bisschen größer und anders geworden, eine Art Marketingagentur mit Fahrradgeschäft dran, oder eine Digitalagentur, Marketing ist ja nicht alles, was wir machen. Das hat damals gut funktioniert mit der Ausbildung und danach wollte ich eigentlich studieren. Ich komme aus einer Familie, wo studieren und diese Karriereleiter zu gehen, ein großer Schritt und wichtig war. Ich wusste, wenn ich studiere, brauche ich jemanden, der mir Rahmenbedingung vorgibt, der mir Drill vorgibt. Und da war dann die Option, bei der Bundeswehr zu studieren. Der Nebeneffekt war, man wird auch bezahlt dafür und fliegen und ein bisschen extremere Sachen fand ich auch ganz interessant. Ich wusste, ich möchte was machen mit Wirtschaft, mit BWL, aber auch handwerklich ein bisschen. Und deswegen war Wirtschaftsingenieur ein ganz guter Weg und das bei der Bundeswehr, bezahlt, mit der Option auch noch den Hubschrauberpiloten zu machen als Offizier. Dann hat aber auch immer im Raum gestanden, ob ich mir vorstellen könnte Teilhaber zu werden in diesem Fahrradladen. Das war dann die Wahl: entweder bin ich ein kleines Rädchen in einem sehr großen Apparat, der Bundeswehr, oder ich bin ein sehr großes Rädchen in einem sehr kleinen Apparat. Das war schon ein krasser Gegensatz und ausschlaggebend war dann meine Musterung, danach war mir klar, dass es nichts wird mit der Bundeswehr und mir. Dann war klar ok, ich möchte dorthin in diese Selbständigkeit, in die Teilhaberschaft. Ich habe dann erst noch eine AUsbildung gemacht zum Mechaniker Fahrradtechnik und bin dann in den Fahrradladen eingestiegen und dann haben wir das so nach und nach größer gemacht. Irgendwann haben wir uns dann getrennt und jeder hat einen Standort behalten und ich hatte sozusagen die Möglichkeit dort an meinen Standort, wo ich die Ausbildung gemacht habe, genau das zu machen, was ich mir vorstelle. Damals haben mich auch viele gefragt, warum bleibe ich da in diesem Fahrradladen, warum mache ich nicht etwas anderes, irgendwas mit mehr Zukunft. Damals vor langer, langer Zeit, 2015, da gab es schon Amazon und co., die ganzen Onliner waren schon da und die Aussage hat ja im Raum gestanden: online wird eh alles kaputt machen, also warum soll ich jetzt dort in einen Bereich reingehen, der eh bald pleite ist? Ich habe gesagt, das kann ich mir nicht vorstellen, der lokale Einzelhandel und auch mein Fahrradgeschäft hat eine absolute Daseinsberechtigung. Es gibt ganz viele, die schätzen eine persönliche Dienstleistung. Aber man sollte das Internet und die Möglichkeiten des Internet für sich nutzen. Mein Plan war damals, einen Weg zu finden, wie ich sozusagen online präsent sein kann und den Kunden dann zu mir in den Laden bringen kann. Wir haben da ganz viel ausprobiert, ich habe Stunden, Geld, Zeit investiert ohne Ende und ganz viel auch vermasseln und auch ganz viele Leute beauftragt mit irgendwas, was auch nicht funktioniert hat. Wir haben ein Produkt, was relativ hochpreisig ist und wo der Bedarf nicht immer sofort da ist. Das ist immer ganz kurz im Sommer normalerweise und dann musst du auch ganz viel Sachen managen, du musst es sozusagen hinbekomme, dass der Kunde dich online findet und dann in den Laden kommt. Irgendwann bin ich dann in der Tat auf Gary Vaynerchuk aus den USA gestolpert, der 1000 Videos mit seiner Wine Library gemacht hat und damit jetzt mittlerweile ein multimillionen Imperium aufgebaut hat, aus der Wine Library von seinem Vater. Dann dachte ich mir, wir machen auch tausend Videos bei YouTube und schauen, wo die Reise hingeht, das war so eine Schnapsidee und dann habe ich mir den Basti geschnappt. Dann haben wir da völlig easy angefangen, mit dem Handy. Wir haben gesagt wir machen 7 Videos pro Woche, ohne Schnitt, ohne irgendwas, einfach durch, Ziel war nur, 7 Videos zu schaffen. Da sind auch ehrlicherweise ein paar dabei gewesen, die waren hingerotzt, aber so haben wir dann sehr schnell, sehr viel Content produzieren können und haben dann gemerkt, das wird auch gut angenommen, weil es gab wenig Alternative im Fahrradbereich. So sind wir dann bei 20.000 gewesen relativ schnell und haben gesagt, da ist richtig Action drin und da kommt auch etwas zurück, da kommt viel Feedback zurück. Da haben wir dann gesagt, wenn da so viel passiert, dann machen wir da jetzt richtig Dampf drauf und dann hat der Basti das in Vollzeit gemacht bei uns. Damit erreichen wir mittlerweile bei YouTube 12 Millionen Leute pro Jahr zum Thema Fahrrad, das ist explodiert. Wir haben Anfragen aus ganz Deutschland, auch aus Wien, aus Malle, aus Berlin, aus Frankfurt, aus Regensburg und Ingolstadt zu uns gefahren. Das ist total irre, wenn jemand aus Berlin nach München fährt, um ein Fahrrad zu kaufen, dann fährt er ja in dieser Fahrt an 500 Fahrradgeschäften vorbei. Ich habe das gar nicht geglaubt eigentlich, dass jetzt jemand so weit daherkommt und daraus ist der Rest entstanden.

Sascha Maynert: Mittlerweile habt ihr 90.000 Abonnenten, ihr erreicht über 12 Millionen in einem Jahr, das heißt jeder siebte, achte Deutsche hat schon mal Kontakt mit euren Videos gehabt, zumindest auf jeden Fall wenn er bei YouTube nach E-Bikes schaut. Ich habe auch mit einem meiner Kunden auch die Tage über dich gesprochen, der auch meinte, klar, den kenne ich, da habe ich nach Fahrradschloss gesucht und dann habe ich das gefunden, fand ich voll cool. Du hast gesagt du hast Erfahrung, auch schlechte Erfahrung mit externen Agenturen und Dienstleistern gehabt. Kannst du da einen Überblick geben oder vor allem die Learnings daraus, also warum hat das nicht gut geklappt und was ist aus deiner Sicht ein guter Weg? Weil gerade auch bei dem Markt, auf dem ich mich bewege, habe ich wöchentlich wirklich Anfragen, wo jemand sich die Finger mit einer Agentur verbrannt hat, wo die Webseite abgestürzt ist nach dem Relaunch, oo die Versprechen nicht eingehalten wurden, wo es zu teuer war, wo es zu billig war, die Agentur war zuverlässig. Und du hast da anscheinend auch sehr viel probiert und vielleicht kannst du uns aus deiner Sicht ja einen kurzen Abriss geben, worauf man achten kann, was du gelernt hast, was man vermeiden sollte.

Markus Unger: Ja gerne. Dieses Thema Online-Marketing ist eine Branche, die noch relativ neu auf dem Markt ist, es gibt keine 20 Jahre Vergleichswerte, wie das aussieht. Es gibt auch nicht das Online Marketing, sondern für jede Branche, für jeden Weg, für jedes Produkt irgendwie einen eigenen Weg. Ich war mal auf einem Seminar und da war die Rede von einem Drehrad, nach dem Motto: wenn du nicht genug Termine im Laden hast, nicht genug Kunden, dann drehst du eine Maschine an und die spuckt dir dann so die richtigen Leads aus, damit du dann wieder vollst bist. Wir sind ja ein Fahrradladen, da ist es normalerweise so, dass du im Winter nichts zu tun hast, wie eine Eisdiele. Es ist einfach tot und dann schmilzt der Schnee, der erste Sonnenstrahl kommt und dann rennen dir alle die Bude ein, da hat man einen richtig krassen Peak, du weißt gar nicht mehr wo oben und unten ist. Am Sonntag ist noch Regen und es ist kalt und am Montag wird es dann wärmer und auf einmal knallt es dir den Laden ein, das läuft dann bis Juli,August normalerweise, es wird stetig ein bisschen weniger, und nach den Sommerferien ist es Bruch und dann passiert nichts mehr. So war es früher im Fahrradladen. Und ich dachte mir: Krass, dann kann ich ja vielleicht damit einfach die Nebenmonate hochsteuern. Es war ein schwieriges Businesses, man muss in weniger Zeit viel Umsatz machen, um dann die andere Zeit zu überbrücken. Damals war so dieser klassische Weg vorgezeichnet. Du machst irgendein kostenloses Angebot, dann kommt ein bisschen Geld, dann hast du den in deiner Liste drin und dann werden die Produkte immer teurer und am Ende ist da das große Produkt. Das war der Weg, der da verkauft worden ist von einigen Agenturen, wo ich mir dachte, okay ich muss also nur den Kunden abfangen und dann startet er den Weg und geht dann jeden Schritt 1 zu 1 weiter, bis er am Ende dann ein Fahrrad bei mir kauft. So wurde es ja auch irgendwie kundgetan von Freebie und was es da noch für krasse Namen gab. Das haben dann auch Agenturen so versprochen. Ich dachte mir, cool, sie haben es schon gemacht in vielen Branchen. Das fand ich auch gut, dass sie es in vielen Branchen und nicht nur einer gemacht haben. Die Versprechen waren da aber fairerweise auch die Aussage: wir müssen schauen, ob es bei dir auch klappt. Es hat dann nicht geklappt, du musst Geld reinschmeißen und dass der Kunde genau diesen Weg geht hat nicht funktioniert. Was wir machen ist Social Media Marketing, Brand Marketing. Da müssen wir als Marke im Vordergrund stehen und das kann kein anderer machen, weil kein anderer weiß, wie gut du tickst und du kannst nur jemand anleiten, wenn du weißt, von was du sprichst. Da müssen ein paar Sachen zusammenkommen. Und da kam eine Agentur, die hatte von meinem Markt keinen Plan und ich hatte keinen Plan von dem Business der Agentur und die Schnittmenge war relativ mau. Nur die Erwartungshaltung war recht groß, bei mir zumindest und auf der anderen Seite war die Erwartungshaltung von der Kohle recht groß. Und diese Zusammensetzung hat nicht so gut funktioniert. Ich habe echt viel Kohle rein versenkt und dann war ich aber schon auf dem Weg und dachte mir, irgendwie muss es doch gehen und mit denen halt nicht, dann muss ich mir andere suchen, mit anderen hat es aber auch nicht funktioniert. Mein Learning daraus ist, man muss selber ein gewisses Know-how haben, um jemand anderem sagen zu können, wie etwas funktioniert. Am besten hat man es gleich auch selber in Grundzügen schon gemacht, um das dann abzugeben. Deswegen ist es bei uns gut, dass wir einen Plan haben von dem, was wir machen mittlerweile und jetzt können andere Fahrradgeschäfte von diesem Know-how profitieren. Weil wir uns nicht in einer anderen Branche bewegen, sondern wir bewegen uns in derselben Branche.

Sascha Maynert: Super, das ist ja genau, was ich propagiere, dass man gerade als Unternehmensinhaber oder jetzt in meinem Fall als Praxisinhaber oeder Praxisinhaberin ein gewisses Grund Know-How einfach von dem ganzen Thema braucht- Sonst können einem externe irgendwas erzählen, man hört vielleicht auf die falsche Maßnahme und man kann natürlich selber gar nicht recht das rüberbringen, was man eigentlich gerne würde und versteht auch, welche Maßnahmen sinnvoll oder nicht sind. Es ist ja nicht so, man gibt Geld in dieses Internet rein und sofort kommt Geld wieder zurück. Das ist ein Invest, man natürlich auch viel testen und ausprobieren. Man hat auch mal vielleicht schlechte Erfahrungen, aber man muss natürlich dann die richtigen Schlüsse daraus ziehen und das scheinst du ja jetzt gut hinbekommen zu haben. Wir waren gerade eben bei dem Thema YouTube. Du hast massiv viel Sichtbarkeit, du hast viele Menschen, die sich deine Videos anschauen und du kannst anscheinend auch irgendwie nachvollziehen, ob diese Menschen auch zu dir in dein Fahrradgeschäft kommen. Vielleicht kannst du uns verraten wie das mit dem Feedback funktioniert?

Markus Unger:  Kurz vorweg, ich habe wirklcih viel Geld versenkt, auch viel Zeit mit den Agenturen, aber da hab ich auch wahnsinnig viel gelernt. Ich will nicht sagen, dass es der falsche Weg war, es war halt mein Weg dieses Business zu lernen. Für mich war das ErgebnisL, dass ich es selber machen muss, aber gelernt habe ich es nur, indem ich mit dieser Agentur diesen Weg gegangen bin. ich habe aber unheimlich viel gelernt, ich bereue nichts. Wenn man da jetzt jemanden findet, dem man vertraut und zu dem man einen guten Draht hat, dann kann man da gut zusammenarbeiten. Wir arbeiten jetzt Tag heute auch wieder mit Agenturen zusammen, wir machen jetzt gerade einen Online-Shop, aber die Zusammenarbeit ist eine ganz andere, weil wir ein viel höheres Know-how haben, wir sagen genau, was wir haben wollen. Und die sagen, das können sie oder können sie nicht.

Sascha Maynert: Genau, du bist nicht mehr der Unwissende, der da einfach irgendwie sozusagen hingeht zu einer Agentur, sondern du kannst mitreden. Das ist die Empfehlung, das man da eben ein gewisses Grund Know-How sich aneignet. Das ist natürlich auch mit Investition, manchmal auch negativer Art, verbunden.

Markus Unger: Tag heute ist ja das Know-how noch viel viel größer als vor fünf Jahren, auch die Angebote viel mehr, was es ja noch schwieriger macht. Aber man muss sich einfach reintasten in die ganze Kiste. Thema YouTube – wir waren vor fünf Jahren, als wir eben da gestartet sind mit Fitbike, vor der Wahl: was für ein Medium machen wir? Es war die Aussage, man muss auf jeden fall Social Media betreiben so als Sahnehaube obendrauf. Social Media war so – Limbecker hat gesagt – der Schaum auf dem Cappuccino, nicht notwendig aber doch ganz nett. Damals haben wir dann guckt, wo ist unsere Zielgruppe? Die einheitliche Meinung war damals, auf Facebook sind nur Kiddies, so 12, 13, 14 das ist nicht unsere Zielgruppe, wenn man es rein vom Alter her betrachtet. Dann gab es damals ein bisschen Instagram, das war die Fashion Variante, die war völlig uninteressant. Die Aussage war die Generation, die bei uns kauft. ist so bei Facebook. Dann haben wir bei Facebook Gas gegeben aus meiner Sicht ohne Ende. Jeden Tag zwei Posts, Videos, live, Geld reingeballert in Ads und so, echt Gas gegeben, aber da kam gefühlt nichts zurück. Im Gegenteil musste man immer mehr Geld reinlegen, um mehr Reichweite aufzubauen, weil Facebook mehr größer geworden ist, die Konkurrenz immer größer geworden ist und das war richtig anstrengend. Dann sind wir eben zu YouTube gewechselt und haben uns komplett auf YouTube konzentriert und bei Facebook nichts mehr gemacht. Und da war das einmal anders. Eine Geschichte, da kam ein älterer Herr in den Laden, den wir schon lange kennen, seit ich im Laden angefangen habe, das ist ein Stammkunde, der ist mittlerweile so um die 80. Der hat mich dann aus so einer Gruppe gezogen, hat mich an die Hand genommen und meinte: Herr Unger, wir müssen reden. Ich achte, kacke, ich kriege Ärger. Er hat mir die Hand gegeben, die geschüttelt und gesagt: vielen, vielen Dank für das tolle Video zum Thema Fahrradspiegel. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weil ich niemals damit gerechnet hätte, dass diese Person nur ansatzweise weiß, was YouTube ist. Ich habe dann gefragt, wie das passiert ist. Er ist wohl bei Google rein gegangen, hat Fahrradspiegel eingegeben und das erste, was kam, war ein Video von uns. Er hat zwar keinen Account bei YouTube, der kann nicht liken, nicht kommentieren, nicht abonnieren, aber der hat dieses Video gesehen. Und davon gibt es mehrere Stories von Leuten, die teilweise 500 Meter von uns entfernt waren, aber halt nicht da vorbeigegangen sind am Fahrradladen, die uns nicht kannten, die uns dann kennengelernt haben aufgrund von YouTube. Und dann habe ich für mich so realisiert: auf Facebook bist du, um Kontakt zu halten. Beispiel wir beide, wir haben uns auf dem Seminar kennengelernt, wir haben da Facebook Kontakt ausgetauscht und ich habe dich mal angeschrieben und wir haben über Facebook Kontakt gehabt. So bin ich privat bei Facebook unterwegs, aber ich würde niemals auf die Idee kommen, in Facebook rein zu gehen und nach Fahrradspiegel zu recherchieren, ich habe auch noch keinen kennengelernt, der das machen würde. Wenn ich bei Google das eingebe, komme ich auch nicht bei Facebook raus zum Thema Fahrradspiegel, also im seltensten Fall vielleicht. Bei YouTube gehe ich rein, wenn ich eine Lösung für irgendwas haben möchte, etwas wissen möchte, Thema Spiegel oder wie grabe ich meinen Garten um oder wie löse ich mein Netzwerk Problem. Da gehen wir mittlerweile bei YouTube rein oder bei Google rein, was zusammen gehört, und suchen eine Lösung für unser Problem. Da sind wir natürlich mit unseren Fahrrad Videos extrem gut aufgehoben, weil Leute jetzt reingehen und sagen, sie suchen einen Rat, wie stellt man eine Fahrradschaltung ein, wie stelle ich meine Kettenschaltung ein, wie pumpe ich Reifen auf. Und da finden die uns, damit bin ich ein Problemlöser und das war für uns erfolgreich, dass dann so viel Leute uns dort gefunden haben. Wir wohnen jetzt auch in einer großen Stadt in München, mit über drei Millionen Einwohnern. Das heißt ganz viele haben darauf zugegriffen, aber halt auch ganz viele aus ganz Deutschland.

Sascha Maynert: Du hast gesagt, Leute die 500 Meter entfernt von eurem Laden sind, kannten euch nicht, die haben euch nicht wahrgenommen, sie haben euch online gefunden und gleichzeitig kommen Menschen aus 500 km Entfernung. Wie erklärst du dir beide Szenarien? Oder andersrum: kann man, wenn man sowas gelernt hat, eigentlich irgendjemandem guten Gewissens sagen, lass das Internet weg? Weil ich hör auch oft gerade bei Praxen, ja ich lebe von meinem Praxisschild und Empfehlungen, ich brauche dieses Internet gar nicht. Aber anscheinend gibt’s natürlich noch mehr Potenzial, wenn man sich da auch zeigt. Was muss passieren, damit jemand tatsächlich 500 km auf sich nimmt, was hat da den Ausschlag gegeben? Weil wie du gesagt hast, es gibt doch 500 Fahrradläden auf dem Weg dazwischen. Minst du hat er sich ein Video angeschaut, hat er länger mit dir Kontakt gehabt? d

Markus Unger: Wir verkaufen ja Fahrräder im Premium Bereich, das heißt ein Fahrrad, ein E-Bike kostet so 3.000 bis 6.000 € und es gibt halt nicht nur fünf Anbieter auf dem Markt sondern gefühlt 500. Und die Angst, das Falsche zu kaufen ist schon nicht unbegründet, weil es viele gibt, die einfach nur irgendwie die Räder verkaufen, die halt schnell das schnelle Geld suchen und man versucht halt, online zu recherchieren. Wenn man eine größere Anschaffung hat, gibt es viele, die online reingehen, erstmal gucken, was gibt es denn da? Und da ist die Chance bei diesem Thema über uns zu stolpern sehr groß  und wir geben sozusagen eine Orientierung, ein gewisses Vertrauen in dieser Online-Welt und wir versprechen ja auch, wenn wir das nicht halten, kannst du das Fahrrad nach vier Wochen wieder zurückgeben. Das Fahrrad ist ergonomisch eingestellt, perfekt justiert und wenn das nicht passt, kannst du es innerhalb von vier Wochen wieder komplett zurückgeben, du hast überhaupt kein Risiko. Und damit sind wir für den Kunden glaube ich so ein Problemlöser für seine Situation, wir geben viel Orientierung, Sicherheit und Vertrauen. Und dann kommt er zu uns und das was ich dann online versprochen habe, findet sich dann im Laden auch wieder. Das heißt, wir versprechen nicht nur irgendwas, sondern behalten das auch im Laden. Das heißt der Eindruck findet sich dann wieder. Das ist der Effekt, warum jemand auch die Reise auf sich nimmt. Es sind halt auch 5.000 € und das ist schon viel Geld, da hat jemand vielleicht ein halbes Jahr oder Jahr für gespart. Und dann macht man die Reise nach München, München ist ja auch sehr schön, dann nimmt man diese Reise halt auf sich. Beim Thema Zahnarzt oder auch Ärzte allgemein können wir vielleicht ein bisschen weiter denken. Ich glaube es gibt viele Dinge, di eman erstmal erfahren will, wie das funktioniert, also was ist der Ablauf. MIr geht es oft so, dass ich irgendwo hingehe und ich gehe ungern dahin, weil ich nicht weiß, was mit mir passiert.Thema Zahnreinigung, früher – das ist schon lange her – ich habe mir da nichts zu vorstellen können, hab mir auch nichts gebucht, weil ich dachte, Zähne putzen mache ich ja zuhause, was ist denn da anders in irgendeiner Form. Wenn jetzt jemand ein VIdeo macht zum Thema Zahnreinigung dann kann ich mir darunter was vorstellen. Wir machen ja auch Videos, nicht nur auf YouTube, sondern auch wie ist denn die Anfahrt zu uns, wie ist der Ablauf für eine Fahrradberatung. Das heißt derjenige, der sich bei uns informiert, der sieht auch hinter die Kulissen und weiß genau, was ihn erwartet. Wir haben für uns festgestellt, das ist halt einmal für die Expertise, dass der Kunde sieht, wer wir sind, was wir können. Aber auch wie wir etwas machen und da sind viele Stationen super klar. Also Beispiel: manche Verkaufsgespräche von mir laufen so ab, dass ich sage: ja wir haben hier zwei Fahrräder, das eine ist aus Carbon, das andere aus Alu und dann unterbricht mich der Kunde und sagt, ja ich habe das Video gesehen, ich nehme Carbon. Dann gehen wir weiter und dann haben wir verschiedene Arten von Bremsen, die und die Bremse. Ja- ich habe das Video gesehen, ich nehme die Bremse. Das kann ich mir im Zahnarztbereich genauso vorstellen, dass wenn du schon Videos gemacht hast mit dem Themen, das auch die Beratung vor Ort viel einfacher vonstatten geht, weil du es gar nicht mehr erklären musst. 


Sascha Maynert: Ja ich fand auch eine ganz wichtige Sache, dass auch in eurem Markt sozusagen die Angst besteht, bei so einer Investition die falsche Entscheidung zu treffen und gerade im Gesundheitsbereich besteht das dann ja noch mal mehr. Gerade wenn ich mich mit größeren Eingriffen z.b. Implantat Behandlungen oder vielleicht wenn ich jetzt auch im orthopädischen Bereich oder Herz-OP beschäftige. Da gibt’s viele Dinge, mit denen man sich natürlich berechtigt dann beschäftigt und beschäftigen muss eigentlich auch, weil tatsächlich auch in den Praxen selber auch gar nicht die Zeit dafür da ist, einem Menschen so umfassend aufzuklären, wie es YouTube z.b. od ergänzend auch leisten kann. Ich bin das ja kein Zahnarzt selber, aber natürlich steht man da auch vor Entscheidungen, soll ich meine Brücken aus Material A oder B machen. Wenn ich mich dann online informiert habe, dann ist es ja auch ein großer Mehrwert für die Praxis. Da gibt’s ja immer Diskussionen, ob das Internet dann so seriös ist im Gesundheitsbereich, aber das ist genau das, was ein YouTube-Kanal machen soll, Vertrauen aufbauen. Das ist ja tatsächlich ein Vorzeigeprojekt bei dir. 

Wie viele Videos habt ihr jetzt?

Markus Unger: Über 650 Videos.

Sascha Maynert: Dann kannst du noch nicht aufhören, du musst noch 350 machen. Aber 650 Videos überhaupt erstmal machen, ist natürlich, wenn man heute jetzt startet, ein Riesenschritt.Ich propagiere und predige gerade genau nämlich in meinem Umfeld: Leute, geht zu YouTube, macht das, geb da noch mal Geld rein und eben nicht nur das Sahnehäubchen auf Instagram mit ein paar lustigen Videos, denn die verpuffen sehr schnell. Was würdest du sagen, zum Einstieg – was würde helfen, jeder Praxis so ein Gefühl dafür zu bekommen und was muss man machen am Anfang, um reinzukommen, was muss man auch auf sich nehmen dafür, wie viel Zeitinvest etc.?

Markus Unger: Ich hätte ehrlich gesagt auch bei Zahnärzten 1000 Ideen, aber einfach mal alleine was die Homepage angeht, dort mal ein Video zu machen, wer man eigentlich ist, was man so macht, wie so ein Ablauf da ist. Das würde mir persönlich extrem helfen. Denn viele Zahnarztpraxen Homepages sind super konservativ gehalten, super altbacken und haben wenig Informationen. Es wäre ein riesiger Unterschied zu ganz vielen Homepages, wenn man einfach mal ein Video hat auf der Startseite, wo man sich einmal kurz vorstellt und dann sagt, wie so ein Ablauf ist oder wie man sich melden kann. Es darf auf keinen Fall ein Hochglanz Video sein, wie man bei BMW oder so sieht. Das kann locker flockig mit der Handykamera gefilmt werden, die sind inzwischen High-End Geräte, mittlerweile kameramäßig.Wenn man es einigermaßen gut hinstellt, dann kann man damit perfekte Videos aufnehmen. Ich würde mittlerweile in diesem Bereich eh erstmal bei Videos anfangen, die nicht unbedingt werbend sind, sondern in denen man sich vorstellt und sich präsentiert, weil du damit einfach direkt einen Effekt hast. Du kannst jetzt auch bei YouTube anfangen, bei Facebook anfangen, aber du musst da schon sehr viel Aufwand betreiben, um einen Effekt zu spüren. Aber du kannst auf der Homepage ein VIdeo machen, das dauert eine Stunde, wenn du es ein paar Mal machst und du hast sofort einen Effekt davon Du kannst auch überlegen, welche Dinge erkläre ich in meiner Zahnarztpraxis ganz häufig? Dann kann man dazu ein Video machen. Wie läuft eine Behandlung ab, was ist eine Zahnreinigung, wie ist die Anfahrt? Also wenn du bei uns ins Büro fährst bekommst du schon bei der Termineinladung einen Link zu einer Homepage mit einem Video, wie du zur Tiefgarage kommst, weil es echt nicht einfach  ist. Da sind wir einfach d mit dem Handy im Auto diesen Weg in diese Tiefgarage gefahre. Jetzt kannst du es dir live dann in Farbe anschauen. Da gibt’s bestimmt bei Praxen ganz viel, was man dort einfach aufnehmen kann und das würde sofort Mehrwert bringen und es wäre sofort eine Erleichterung für den Alltag. Man kommt auch ein bisschen rein in das Thema Video machen. Wenn ich für meine Leute zum Beispiel ein Video mache zum Thema Zahnimplantate, dann kann ich es in der Praxis den Patienten geben, damit sie sich informieren können, ich kann es auf einem Bildschirm zeigen oder so, z.b. im Wartezimmer, ich habe gehört, man muss schon mal warten in einer Praxis. Und man könnte es aber auf YouTube auch parallel hochladen, so kannst du es doppelt verwenden und könntest damit vielleicht sogar Neukunden generieren. 

Sascha Maynert: Viele scheuen ja diesen ersten Schritt, weil sie denken, es muss perfekt sein, man braucht perfekte Video Ausrüstung, Team etc. und die Videos müssen wie so ein Werbefilm rüberkommen, ein Imagefilm am besten noch. Wobei eigentlich einfach mal anfangen, da möglichst den Aufwand auch klein halten, erstmal überhaupt mal schnelle Effekte erzielten und dann so ins Tun kommen und dass dann Schritt für Schritt perfektionieren. Ihr macht noch 7 Videos die Woche? 

Markus Unger: Wir machen inzwischen drei Videos die Woche, sonst würden uns auch die Themen ausgehen. Dafür sind sie durchaus aufwendiger, mittlerweile ist es ein mehrköpfiges Team, was bei uns Videos macht. Ich stehe nicht mehr immer vor der Kamera. Aber angefangen haben wir mit dem Ziel, 7 Videos zu machen, um halt schnell reinzukommen. Also wir haben bei uns immer gesagt, unsere Videos schauen so aus, als würde man es einer unbeteiligten Drittperson erklären. Wenn dich jemand fragen würde, was machst du eigentlich und wie ist der Ablauf bei dir, also irgendein Freund, ein Bekannter auf der Party – dann hat man hier sofort eine Antwort. Wenn aber die Kamera an ist, dann ist man zur Salzsäure erstarrt und weiß nicht, was man sagen soll. Aber eigentlich ist es ja nichts anderes, gar nichts anderes. Umso persönlicher das Ganze ist, umso authentischer, umso mehr nimmt man den anderen mit. Da darf auch mal ein Äh oder Oh sein, und keine perfekte Aussprache. Ich habe bei weitem keine perfekte Aussprache, aber egal.

Sascha Maynert: Ich wollte auch auf das Thema Authentizität eingehen und ich habe ja selber auch jetzt mittlerweile bei YouTube ein paar Videos, wo ich auch so ein paar Basics erkläre, damit man einfach ein besseres Verständnis für das Thema bekommt. Tatsächlich war es beim ersten Mal, als die Kamera anging, bin ich erstarrt, ich wusste nicht, was ich erzählen sollte, ich habe das Gefühl gehabt, ich konnte Online-Marketing nicht mehr. Mittlerweile z.b. gestern noch habe ich mich mal eben selber hingestellt und drei Videos aus dem Stegreif aufgenommen und habe jetzt vorproduziert auch für die nächsten Wochen. Das ist glaube ich was du sagst, das ist wie Training. Aber dieser Anfang, viele schämen sich, bei vielen ist da Angst oder Scham oder auch der Aufwand eben wird nicht so eingeschätzt, dass er auch den Wert hinten raus bringt. Ich meine ganz ehrlich, du hast das zwar bei bei Gary Vaynerchuk gesehen, aber hast du überhaupt geahnt damals, wo dich das hinführt mit dem Thema? Hattest du damals überhaupt eine Idee davon, wo das ganze tatsächlich hinführt? 

Markus Unger: Gar nicht, ich wusste, ich muss etwas machen und ich bin auch in vielen Dingen sehr ambitioniert. Aber das, wo es jetzt hingeführt hat und wo es noch hinführen wird- ich meine wir sind noch ganz am Anfang. Wir machen seit zwei Jahren YouTube, ich bin mal gespannt, wo wir in fünf Jahren stehen. Aber ne, habe ich überhaupt nicht geahnt.

Sascha Maynert: Ich würde jetzt einmal gerne auf das Thema eingehen, was du aucn als Mission sozusagen hast, die Mission Local Hero. Magst du uns da mal ein bisschen was erzählen und glaubst du auch für Arztpraxen ist das interessant und möglich, ein Local Hero zu werden und wenn ja, wie genau?

Markus Unger: Ja, das ist ja eigentlich das, womit wir vor fünf Jahren gestartet sind, wir haben gesagt wir sind ein lokaler Fahrradladen, wir wollen online bekannt werden, wir wollen online sichtbar sein. Und das haben wir erreicht, wir sind überregional so sichtbar, das andere Fahrradgeschäfte mit unserem Logo werben wollen, dass Hersteller bei uns anfragen, dass wir eine große Menschenmenge erreichen und eine große Präsenz haben, was uns einfach lokal sehr hilft. Jetzt in 2020 ist das Thema noch viel krasser geworden, nämlich dass es dann die Situation gab, dass wir die Tür zusperren mussten und keiner mehr rein darf. Wir haben damit überhaupt kein Problem, denn wir konnten einfach unsere Community, unsere Fans, unsere Interessenten, die bei uns ein Fahrrad kaufen wollten, da hatten wir ein Medium, um sie anzusprechen. Wir hatten den YouTube Channel, wir hatten den Facebook Kanal, wir hatten einen E-Mail Newsletter. Wir hatten verschiedene Kanäle, wo wir sagen konnten, kein Problem, wir haben bestimmte Tools, wir haben Zoom,  da kann man die Beratung online machen, dann kann ich digital ausmessen und das Fahrrad darfst du bei uns abholen, das war ja auch erlaubt, dass man es in der Werkstatt abholen darf oder wir haben es dann halt bestellt und dann nach dem Lockdown übergeben. Also wir hatten da Kommunikationsmöglichkeiten und die anderen Fahrradgeschäfte hatten das nicht. Sie hatten zwar dieselben Tools, wenn sie den Kunden hätten sagen können, dass es das gibt. Das heißt, wir haben kostenlos das Know-How zur Verfügung gestellt, wie man über Zoom Fahrräder verkauft. Aber die hatten gar nicht so viel Anfragen, weil sie keine Möglichkeit hatten, an ihren Kunden ran zu kommen. Die haben sich darauf verlassen, dass sie die Tür aufmachen und da kommen genug Leute rein, irgendwie, irgendwann. Das hat vorher funktioniert. Aber wir hatten das ganz große Glück, dass wir in der Tat vorab schon einen Kommunikationskanal hatten, wo man uns gefunden hat und dass wir gelernt haben, unsere Kunden auch ein bisschen zu steuern. Also Online Marketing nicht nur zur Neukundenakquise, sondern auch dem Kunden zu sagen: wie kannst du denn bei mir ein Fahrrad kaufen? Ich kann bis heute nicht verstehen, warum viele Ärzte immer noch kein Online Buchungstool auf der Homepage haben, wo ich anrufen muss und erreiche da keinen, dann muss ich in den Kalender gucken und wenn ich dann abends auch fertig bin merke ich, ich kann doch nicht, dann muss ich wieder irgendwie anrufen, anstatt einfach sich anzumelden und den Termin zu verschieben. Alles so simpel und das haben wir im Fahrradladen auch gemacht, wir wurden für verrückt erklärt, ich hab böse Mails von Kollegen bekommen, was mir einfällt solche Sachen zu propagieren, das würde nur bei uns in dieser Gold Hauptstadt München funktionieren und überall anders nicht. Und Corona hat dann gezeigt, dass Termine, die jetzt nunmal notwendig waren aufgrund von Kontakt Beschränkung, auch in der Fahrradbranche funktionieren. Online Marketing kann ganz vielseitig sein, auch dem Kunden sagen, wie man bei uns ein Fahrrad kaufen kann. 

Sascha Maynert: Nochmal zur Frage, dein Projekt Name: ich bin Local Hero und da würde ich gerne mal wissen, was treibt dich an, was ist der Sinn dahinter und eben auch die Frage, kann auch eine Arztpraxis zum Local Hero werden und wenn ja, wie?

Markus Unger: Ich bin überzeugt davon, dass es viele Produkte gibt und viele Kunden gibt, die nach wie vor Lokalität, Persönlichkeit, vor Ort, das Live schätzen. Auch in der aktuellen Situation, as wird irgendwann auch vorbei. Aber das Know-how fehlt, sich online gut zu präsentieren. Und diese Meinung, alles, was lokal ist, ist tot, weil es gibt online – die finde ich zu einfach gedacht. Viele Händler jammern immer, es gibt zum Beispiel dieses Bild bei Facebook und manche sagen dann: Weihnachten ist der Zeitpunkt, wieder beim lokalen Händler zu bestellen aus Mitleid. Oder man macht die Schaufenster zu und sagt: so würde deine Innenstadt ausschauen, wenn kein analoger Handel mehr da ist – die ganzen Mitleid Touren, statt sich mal mit neuen Medien zu beschäftigen. Ich kann doch nicht darauf vertrauen, dass ich ein Geschäft aufmache, das die nächsten 50 Jahre komplett gleich so läuft. Aber es ist sehr schwer für jemanden, sich mit diesen neuen Medien zu beschäftigen, weil es eben auch total viel Auswahl gibt und es ein ganz anderes Thema ist, als das Fachthema eigentlich. Die Erfahrung habe ich auch gemacht, ich habe mich damit beschäftigt und bin auch ziemlich auf die Schnauze gefallen. Deswegen habe ich dann beschlossen, die Grundzüge von Online Marketing, die notwendig sind, um sich sichtbar zu machen, die bieten wir auch allen anderen an, in Form eines Trainings, in Form von einer intensiven Betreuung. Weil das in der Tat branchenunabhängig, also wenn ich jetzt ein lokaler Dienstleister bin, ist es egal, ob ich ein Zahnarzt oder ein Handwerker bin, ich muss mich davor online präsentieren und muss mich darstellen, muss zeigen, wie das funktioniert und das können wir in der Tat allen gleich anbieten. Beim Zahnarzt oder einer Praxis geht es ja um meine Gesundheit und jeder hat bestimmt schon mal Themen gehabt, die nicht so simpel sind und da möchte man schon wissen, was mit einem passiert. Oder auch diese online Terminbuchung – damit kann ich mir das Leben so einfach machen als Praxis, indem ich allein ein Terminbuchungstool anbiete oder indem ich dem Kunden erkläre, wie das funktioniert. Mein Zahnarzt zum Beispiel ist supe rgut,der hat krasse Instrumente, dem geht es auch nicht schlecht. Aber ich glaube, er könnte noch viel mehr machen, wenn ich mal wüsste, was er noch so für Leistungen zusätzlich anbietet, so Bleaching  oder keine Ahnung, was es alles gibt. Aber ich weiß es gar nicht, ich muss ihn dann fragen und wenn ich mich ein bisschen damit beschäftigen würde, was für Zusatzleistungen ich bekommen könnte, dann würde es auch seinem Geldbeutel und natürlich der Person helfen genau.

Sascha Maynert: Warum Local Hero, du hast das ja nicht umsonst so gewählt. Ich glaube das ist ja auch nicht für jeden unbedingt was, aber ich glaube das ist auf jeden Fall eine große Chance. Ja, die Situation ist gerade schwierig, ich sehe auch in Bonn immer mehr Läden schließen, die es anscheinend nicht überlebt haben. Aber viele waren eben gar nicht darauf vorbereitet, da eben mit dem Kunden in Kontakt zu bleiben. Die Praxis aus Düsseldorf, 360gradzahn, die hatten auf allen Kanälen sofort Zugang. Es ist tatsächlich so gekommen, dass aus Hamburg Leute angerufen haben und verzweifelt gesagt haben, ich finde gerade in Hamburg keine Praxis, die irgendwie geöffnet haben, ich weiß nicht, ob sie geöffnet haben. Aber wir waren sichtbar, er hat dann auch über sein Netzwerk zu Hamburger Kollegen vermittelt in der Not. Weil er wusste, es gibt Praxis, aber die waren einfach nicht auffindbar, keiner wusste, ob und wie die erreichbar sind bzw die bekannten Wege haben einfach nicht funktioniert, es war Chaos. Wir wissen nicht, wie das ganze Thema weitergeht mit diesem Virus und den Lockdowns, deswegen ist es eine tolle Chance sich derzeit eben auf diese digitalen Kanäle auszuweiten und da eben die Botschaft zu vermitteln. Wie siehst du den Markt aktuell, wer jetzt da einsteigt in dieses Online Thema und sich da auch vielleicht nicht nur mit einer Homepage zeigt sondern wirklich große Schritte geht – ist das jetzt eine Momentaufnahme, eine kleine Chance oder ist das so ein Blue Ocean Markt?  Wie siehst du das ?

Markus Unger: Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was ein Blue Ocean Markt ist?

Sascha Maynert: Es gibt ein Buch, das nennt sich auch die Blue-Ocean-Strategie, da geht es genau um das, wenn man in Märkte oder in Gebiete reingeht, wo andere noch nicht so tief drin sind. Ich sehe natürlich auch, dass sich gerade im Zahnarzt Markt viel tut, aber es ist immer noch so viel Luft nach oben. Und du sagst ja, jeder kann Local Hero seiner Branche werden. Wie schätzt du den Markt ein, schlafen die alle noch oder versuchen die es gerade aber können nicht wirklich oder haben Angst?

Markus Unger:  Ich würde sagen, dass der lokale Markt schläft, es gibt schon erste Bewegung, aber wenn man jetzt anfängt, sich damit auseinanderzusetzen, gibt es noch gute Chancen. Aber jetzt die Corona Thematik hat extrem Öl ins Feuer reingekippt, das auf Teufel komm raus sich viele digitalisiert haben oder sich digitalisieren mussten, weil sie sonst pleite gegangen wären, deswegen ist da jetzt mehr Bewegung in diesem Markt. Trotz allem hat jeder die Möglichkeit, sich zu entwickeln und es muss ja nicht immer der mega krasse Schritt sein. Es reicht wie gesagt schon alleine, wenn du eben anfängst, deine Homepage mit Videos oder Inhalten zu füllen und die Abläufe zu digitalisieren. Das ist ja schon ein erster Schritt, es muss nicht immer sofort der mega Cap sein, sondern kann auch mit kleinen Schritten losgehen. Ich finde, dass jeder in seiner Branche in der Wahrnehmung seiner Kunden eine Vertrauensperson, ein Hero, sein kann, also jemand, der mein Problem löst, was ich habe. Wenn ich jetzt Zahnschmerzen habe, dann ist jeder ein Hero, der diese Schmerzen lösen kann . Wenn ich in der Wahrnehmung meiner Zielgruppe, meiner Kunden die Person bin, die das Problem lösen kann, dann ist auch der Preis nicht so entscheidend, sondern die Leistung ist das Thema, was wichtig ist – und Vertrauen. Und ich kann für diesen Kunden einen guten Job machen. Es geht nicht darum, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, sondern ich muss eine gute Leistung bringen und muss mich um den Kunden bemühen und wirklich gut für ihn da sein ja und wenn ich für den Kunden dort der Problemlöser bin, dann bin ich direkt aus meiner Sicht der Hero. Und warum Mission Local Hero? Diesen Weg, sich aufzumachen, von der alten lokalen Welt in die verknüpfte Online Offline Welt, das sehe ich wirklich so als Weg. Dass man eine bewusste Entscheidung trifft, das, was ich jetzt habe, funktioniert oder funktioniert nicht und ich mach mich auf die Reise, mich online neu zu erfinden. Wie gesagt, das kann schon im Kleinen sein, das Video auf der Homepage oder dass ich Dinge, die ständig wiederholt werden, auf Video aufgenommen sind oder ich kann meine Welt komplett neu erfinden. Ich kenne Messebauer, die bauen jetzt digitale Messestände. Das hat mit dem, was sie vorher gemacht haben nur ganz klein was zu tun. Es ist dieselbe Branche, aber jetzt machen sie das komplett virtuell und die haben erstmal ein Know-How aufbauen müssen in einer astronom schnellen Zeit, um überhaupt noch überleben zu können. Es gibt andere Branche, die kein Problem haben in der Corona Zeit, aber das macht es auch wieder zu gemütlich. Gerade Praxen glaube ich, laufen einfach irgendwie, gibt es schon 40, 50 Jahren, da ist der Druck nicht so groß. Aber irgendwann gibt es andere, die es halt besser machen und dann habe ich Druck und bin dann aber vielleicht schon zu langsam. Dann kann ich auch keinen mehr einholen. Wenn ich überlege, bei YouTube, was jetzt jemand an Aufwand betreiben muss, um uns einholen zu können von den Zahlen her – das einzuholen ist gar nicht so einfach, vielleicht auch gar nicht möglich, denn wir hören ja nicht auf. glücklich wäre nämlich auch also mit aufhören ok aber gehöre ich auch. 

Sascha Maynert: Das heißt ihr ruht euch jetzt auch nicht auf, ihr habt die Frequenz der Videos jetzt vielleicht ein bisschen reduziert, aber die Qualität wird erhöht und natürlich die Thementiefe deckt ihr in alle Richtung ab. Aber dieses Mindset zu haben, ist ein immerwährender Prozess. Was glaubst du sind die größten Hürden oder Hindernisse oder vielleicht auch im Kopf Hindernisse für die Betreiber von lokalen Geschäften oder von Praxen, dass sie diesen Weg nicht schon längst gegangen sind oder auch jetzt nicht so gehen, wie sie gehen könnten? Du hast gerade noch einen wichtigen Punkt angesprochen, grundsätzlich hat eine Praxis kein Patientenproblem, also man hat als Praxis keine Leerstände wie vielleicht in anderen Geschäften. Aber das Thema mit der Online-Terminbuchung zum Beispiel – ich bin der Meinung , nehmen wir mal meine Tochter, die ist 17 Jahre, in paar Jahren, wenn sie der Patient ist von den ganzen Praxen, sie erwartet, dass man online buchen kann, sie erwartet, dass sie sich online umfassend informieren kann. Und da wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Ich habe letztens das Gespräch mit einer Praxis geführt, bei der Implantat Patienten nicht mehr in der gewohnten Höhe kommen wie früher, weil es in der Stadt, in der sich die Praxis befindet, zwei andere Praxen gibt, die digital massiv stark sind. Das heißt die landen, gerade wenn es um kleinere Städte geht, die landen alle bei den digital Sichtbaren – das sind schon Heros sozusagen. Was glaubst du, was hindert die Leute daran, ist es Bequemlichkeit, ist es die falsche Einstellung, warum die nicht den Weg einfach gehen. Weil es ist ja offensichtlich, dass sich das ändern wird in den nächsten Jahren? 

Markus Unger: Da ist die Fahrradbranche ein sehr gutes Beispiel dafür, da sind viele Facharbeiter, das heißt Mechaniker oder Verkäufer, wo die Leute auch von alleine kommen und da ist erstmal kein Bezug zu dem Thema Online-Marketing oder generell Marketing. Früher war es auch viel einfacher, wenn man vor 20 Jahren einen Fahrradladen aufgemacht hat, dann war es wichtig, dass du eine gute Lage hast und das lief eigentlich alleine. Dann hat es angefangen, dass Leute mit einem Handy reinkamen und die Preise abgecheckt haben. Mittlerweile hast du viel mehr Lieferangebote, die dir das Ding nach hause bringen. Schau dir das Beispiel an mit Flaschenpost, das ist ein Lieferservice, wo du per Handy innerhalb von einer Stunde deine Getränke nach Hause bestellen kannst. Da haben die in Münster gestartet und da haben erstmal alle lokalen Geschäft gesagt, ja haha das wird eh nichts. Dann hat es funktioniert und die haben versucht, es nachzumachen. Aber da war Flaschenpost schon so weit in der Logistik, dass sie es nicht mehr nach einholen konnten und mittlerweile machen die einen Umsatz von 320 Millionen pro Jahr vermeintlich. Ein Umsatz, der für die anderen weg ist, weil es wird ja nicht mehr gesoffen, sondern es wird einfach nur anders konsumiert und es passiert einfach bei Flaschenpost und nicht nur im lokalen. Natürlich war Corona auch da wieder ein Zündfeuer für ein digitales Modell, aber da haben die zugeschaut, haben versucht es nachzumachen, das hat nicht funktioniert. Und dann kann man jetzt noch zuschauen und hoffen dass auch genug Leute noch lokal in den Laden rein kommen. Vor dreißig Jahren hat man nur nach der Lage vor Ort geschaut, es gab keine große Vergleichbarkeit, es gab kein online Thema, du konntest nur auf Lage oder Empfehlungen gucken. Mittlerweile gibt es auch eine zweite Lage und die ist halt im Netz, aber mit dieser Materie beschäftigst du dich als normaler Einzelhändler eigentlich nicht. Ich muss auch ganz ehrlich zugeben, dass ich da extrem mit mir gekämpft habe, ich bin wirklich ein absoluter Pragmat. Wenn ich früher gearbeitet habe, habe ich mir fünf Fahrräder hingestellt und am Abend waren diese fünf Fahrräder auf der anderen Seite des Ladens, da waren die repariert,  ich habe also mein Ergebnis gesehen, ich konnte es anfassen, ich konnte auch dann die Reaktion der Leute sehen. Ich habe dann monatelang vor so einer Kiste gesessen und gefühlt bin ich jeden Abend nach hause gegangen und kam mir vor, als wäre ich ein fauler Hund, der den ganzen Tag nichts gemacht hat, als seine Zeit zu verschwenden. Weil du nicht direkt ein Ergebnis siehst, du siehst nur, dass dein Geld auf dem Konto immer weniger wird und du steckst immer Kohle rein, dass ist ganz krass. Ich habe lange gebraucht, um für mich da Erfolgserlebnisse rauszuziehen. Ich glaube das ist ein großer Verhinderungsgrund, warum Leute nicht damit anfangen, gerade Praxen, denen es gerade gut geht und die sich mit der Materie nicht wirklich auskennen, was einem vielleicht auch keinen Spaß macht, keiner ist Zahnarzt geworden, weil er sich mit Online-Marketing beschäftigen möchte. Und keiner ist Fahrradhändler geworden, weil er sich gerne mit Online Marketing beschäftigt und da möchte ich einfach mal sagen, was wir jetzt machen ist richtig krass, wir sind sehr ambitioniert, wir haben richtig Gas gegeben. Wir machen YouTube, wir machen jetzt Facebook, wir machen Instagram, wir machen 2 Podcasts, wir machen Local Hero, wir sind dann in die Breite gegangen, weil wir auch die Manpower dafür haben und weil wir unsere Zukunft persönlich auch in dem Contentbereich sehen. Aber man kann das ja auch im Kleinen machen und es ist einfach ein riesen Unterschied, ob ich jetzt eine Homepage habe, wo kein einziges Video drauf ist, wo ich nur eine Visitenkarte drauf habe oder ob ich eben schon mal 20 Videos aufnehme, wo ich einfach mal erkläre, wie was abläuft oder was für Leistungen ich noch habe oder ein Vorher-Nachher Bild. Gerade bei Zahnärzten kann man das ja perfekt darstellen, dass du halt ein Vorher-Nachher-Bilder hoch stellst. Mit einfachen Mitteln kannst du ganz viele Hebel erzeugen. Wie kommt man da rein? Man sollte einfach anfangen. 

Sascha maynert: Du bist vom Fahrradschrauber, -händler, -inhaber zum Marketing- Digitalexperten geworden und bist aber jetzt zum Unternehmer gereift und gewachse. Da würde ich mal deine Meinung hören, weil ich bin natürlich der Meinung, dass man auch als Praxis auch Unternehmen ist und unternehmerisch denken soll.  Und dazu gehört das Thema, dass man den Praxiswert steigert, wenn man so diese digitalen Assets aufbaut.Einmal für Praxisnachfolge oder vielleicht auch für potentielle Investoren, was sich auch in dem Markt sehr stark in den letzten Jahren sich rein gedrängt hat. Da ist es auch einfach ein Punkt, dass man hier einfach Wert aufbaut. Wie siehst du das?

Markus Unger: Spannendes Thema. Ein Riesenproblem im Fahrradhandel ist, dass die Händler keine Nachfolger finden, weil alles von einer Person abhängt und so ist es ja in vielen Parks wahrscheinlich auch. Es gibt einen Arzt oder so und dann gibt es viele, die dem helfen. Aber wenn der Arzt nicht funktioniert, dann funktioniert alles nicht. Aber warum sollte ein Arzt bei einem anderen Arzt arbeiten, weil das kann er ja selber machen? Das gibt es im Fahrradbereich auch, wenn du jemand guten hast, einen guten Mechaniker, diese One Man Show, der alles kann, dann macht er sich irgendwann selbständig, also da hast du genau dieselben Probleme in diesem Bereich. Wie wir es gelöst haben, was auch mit Online-Marketing und Digitalisierung zu tun hat, ist dass wir viele Sachen systematisiert haben. Das heißt, dass ich jetzt in einem Fahrradladen die unwichtigste Person im Alltag bin. Also sie brauchen mich nicht, sie schicken mich regelmäßig weg, weil ich eher störe, weil ich Unordnung reinbringe. Wir haben das Ganze systematisiert und wir haben alle Dinge, die wir regelmäßig machen, in irgendeiner Form in ein System gepackt. Wenn du bei uns ein Fahrrad kaufst, dann bekommst du Videos, wie der Ablauf des Ganzen ist, es ist online terminiert, du hast eine sehr gute Kundenbindung auch dadurch. Wenn du ein Fahrrad gekauft hast,  bekommst du Tipps und Tricks per E-Mail geschickt. Wenn du bei uns ins Büro fährst, kriegst du ein Video, wie man herfährt. Wir haben ja das Lizenzsystem, da bekommst du ganz viele Videos, wie das System aufgebaut ist. Ich habe gemerkt, das erkläre ich fünfmal, danach mache ich es zu einem Video und dann muss ich es nie wieder erklären. Es ersetzt nicht die persönliche Bindung, aber es erhöht den Nutzen für alle Beteiligten, weil die sich Sachen öfter anhören können, weil ich auch was vergesse beim sagen oder so und so habe ich alle sozusagen drin. So haben wir einen Mehrwert aufgebaut, das heißt es gibt ein Riesen Asset bei uns, wir haben 650 Videos, eine riesen Reichweite, wir haben Händler, die sich bei uns anschließen. Das heißt, wir haben wahrscheinlich einen der wenigen Fahrradgeschäfte, die im Fahrradmarkt verkaufbar werden und wenn wir wollten, fänden wir wahrscheinlich viele Investoren, wir sind auch sehr offen dafür, weil es auch einfach Sinn macht. In der Tat beschäftigen wir uns als auch gerade damit vielleicht Investoren zu finden, weil wir das halt ein bisschen größer denken müsste, das Ganze. Aber genau, wenn man eben ein Asset aufbaut, ein System aufbaut, wo man selber nicht der wichtigste Faktor ist, dann kann ich etwas auch übergeben. Und wenn man das Thema Nachfolger hat – eine Praxis hat vielleicht eine gewisse Reichweite, man hat eine größere Onlinepräsenz, dann würde es auch ein Grund sein, für einen anderen Arzt, bei ihm zu arbeiten, weil der für die Reichweite und für die Systematik verantwortlich ist. Wenn ich jetzt an deine Zahnarztklinik denke, denke ich mal ist es ein Grund für viele Ärzte, dort zu arbeiten, weil sie halt ihr Hauptthema machen können, nämlich ihre fachliche Tätigkeit und ein Apparat außenrum sich ums Thema Online-Marketing kümmert. Schau dir Martin Rütter an, der es geschafft hat, Hundeschule zu systematisieren. Leute geben viel Geld aus, um eine geprüfte Martin Rütter Hundeschule zu sein und zahlen Geld, dass sie Kunden von ihm bedienen dürfen. Viele Hundetrainer schaffen es nicht, mehrere Standorte aufzubauen, weil sie Angst haben, dass jemand sich selbstständig macht mit dem Know-How, was sie vorher beigebracht haben. Da zählt glaube ich diese Kombination aus Online-Marketing, also Präsenz, Marke gekreuzt mit Systemen, so dass man selber nicht der Mittelpunkt sein muss.

Sascha Maynert: An der Stelle ein sehr guter Hinweis, für alle, die Interesse haben, an den Themen mit dir zusammenzuarbeiten: du hast ja auch genau dafür ein Programm, Training, Akademie – nicht nur für Fahrradhändler, nicht nur für lokale Einzelhändler, auch für jeden, der sich natürlich mit dem Thema Online Marketing auseinandersetzt – mit lokalem Bezug. Ich würde zum Abschluss nochmal sagen, ich habe bei dir verstanden, dass du auch sehr innovativ bist. Du hast mir vor zwei Jahren schon von diesem Bodyscan erzählt. Das ist auch,was dich ausmachst, du fängst an, du machst Dinge, du bist innovativ dabei und du hast da eben den Blick über den Tellerrand hinaus. Ich glaube, das war auch der Grund für diese Folge, mal in eine andere Branche reinzuschauen- Ich habe gemerkt, dass ich eigentlich fast deckungsgleich mit den Themen und Fragen und Problemen oder Möglichkeiten in der Arzt und Zahnarztbranche bin. Falls du noch irgendwas loswerden möchtest, was du noch unbedingt sagen möchtest oder was wir vergessen haben, was du denkst, das muss die Welt noch hören, dann wäre jetzt die Möglichkeit nochmal einen rauszuhauen. 

Markus Unger: Was ich sagen möchte, ist, es ist nie zu spät etwas Neues zu machen. Und ich möchte nicht stehen lassen, dass der Einzelhandel oder der lokale Handel so tot ist, wie alle immer sagen. Auch diese Jammerei, wenn du siehst, mit welchen einfachen Mitteln du heute Marketing betreiben kannst. Schau dir an, was du ein für ein Hightech Instrument in der Hosentasche hast und was du allein mit diesem Instrument alles machen kannst. Es ist ganz  anders als vor 10 Jahren. Du hast also noch nie die Möglichkeit so einfach und so kostengünstig wie nur irgendwie möglich, Werbung für dich zu machen und dich zum Local Hero zu machen. Von daher ist es der ideale Zeitpunkt dafür. Jeder, der gerne da mehr wissen möchte, kann sich gerne melden. Wir sprechen darüber, was die Ziele und Wünsche sind und dann gucken wir, ob wir helfen können ode jemanden kennen, der helfen kann. Man muss einfach seinen inneren Schweinehund überwinden, sich mit diesem neuen Thema auseinanderzusetzen. Wenn nicht in der jetztigen Situation, dann niemals. Jetzt ist für viele glaube ich so ein Aha Moment, wo es wirklich gerumpelt hat in der Birne. Bei dem ein oder anderen hat es zu spät gerumpelt und die schaffen das nicht mehr. Es war Lockdown, okay Scheiße, hat keiner mit gerechnet, konnte keiner mit rechnen. Ich habe große Restaurants gesehen, die einen großen Namen hatten, die immer voll waren – die dann ein Bettlaken genommen haben und darauf Take-Away geschrieben haben oder Lieferservice oder nicht mal, sondern Abholung möglich oder sowas und das war’s. Die haben sie nicht mit Lieferando oder irgendwas anderem beschäftigt und ich habe andere gesehen, die haben auf einmal dann jeden Tag bei Instagram Live Videos gemacht, von Tag 1. Sie hatten vorher keinen Instagram Account, aber sie haben wirklich sich komplett damit auseinandergesetzt, haben einfach gemacht, waren live, haben erzählt, was sie machen, wie es ihnen geht, was für Möglichkeiten es gibt, haben ihre Freunde eingeladen, haben Gewinnspiele gemacht und das finde ich so einen Unterschied. Man kann halt jammern und die Welt böse und gemein finden oder man kann etwas machen und es war noch nie so einfach etwas zu machen.